Seit Jahrhunderten gehen weltweit große Waldflächen verloren. Das dramatisch schnelle Voranschreiten der Waldverluste zeigt die neueste Analyse von Global Forest Watch (GFW)1 aus dem Jahr 2021.
Besonders große Waldverluste in den letzten 20 Jahren (2001 bis 2020) haben Russland (69,5 Millionen Hektar) und Brasilien (59,8 Hektar) zu verzeichnen. Dicht gefolgt von Kanada (44,1 Millionen Hektar) und den USA (27,7 Millionen Hektar).
Global Forest Watch (GFW) hat berechnet, dass allein über 12,2 Millionen Hektar Wald im Jahr 2020 in den Tropen verlorengegangen sind. Circa 60 Prozent dieser Waldverluste fanden in den besonders schützenswerten feuchten, tropischen Urwäldern statt. Das sind 4,2 Millionen Hektar, eine Fläche so groß wie die Niederlanden.
Der Verlust von Urwäldern ist damit zwölf Prozent höher als im Vorjahr. Das ist besonders tragisch, denn diese Wälder spielen eine bedeutende Rolle für den Erhalt der Biodiversität und als Kohlenstoffsenke für das Weltklima. Die Emissionen aus dem Verlust der Urwälder im letzten Jahr entsprechen den jährlichen Emissionen von 570 Millionen Autos (2,64 Gigatonnen CO2).
Seit 1990 sind laut Berechnungen der FAO 420 Millionen Hektar Tropenwald verloren gegangen.
Enorme Waldverluste gab es auch in nichttropischen Ländern. Hauptursache sind hier neben anthropogenen (d.h. durch Menschen gemachte) Ursachen Waldbrände.
Die Ursachen für die großen Waldverluste sind komplex und je nach Region und Zeit sehr unterschiedlich. Generell wird von natürlicher und anthropogener, also vom Menschen verursachter Entwaldung gesprochen. Zusätzlich unterscheidet man zwischen dauerhaften irreparablen Waldverlusten und solchen, die nur zeitweise auftreten. Beispiele sind der großflächige Anbau von Soja und Ölpalmen, Rinderzucht sowie der Bau von Infrastruktur, Urbanisierung und der Abbau von Rohstoffen.
Auf der anderen Seite stehen Waldzuwächse durch Aufforstung, Wiederaufforstung und durch die natürliche Ausbreitung des Waldes. Trotz weltweiter Aufforstungen ist jedoch die weltweite Waldfläche laut einer Studie der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) von 2020 seit 2010 um 4,7 Millionen Hektar im Jahr geschrumpft, seit 1990 um 178 Millionen Hektar. In Asien, Ozeanien und Europa ist die Waldfläche während den letzten zehn Jahren gewachsen. In Afrika und Südamerika geht sie weiter zurück.
Aber: Waldfläche allein darf nicht allein der Indikator für Waldentwicklung und -gesundheit sein. Ein großer Teil der weltweiten Waldzuwächse beruht auf der Zunahme von Waldplantagen, die den Wert der ursprünglichen Wälder nicht erreichen.
Weltumfassendes Monitoring ist erst seit den 70er Jahren mit dem Aufkommen der Fernerkundungstechnologie, also Bildmaterial von Satelliten, möglich. Bei den Satellitenbildaufnahmen werden Flächen von mindestens sechs Hektar, einer minimalen Baumkronendichte von 30 Prozent und mit Baumbestand höher als fünf Meter erfasst. Veränderungen werden durch den pixelweisen Vergleich von Karten ermittelt.