Seit 2006 gibt es in Deutschland wie auch in Holland (seit 2002), England, Belgien und Frankreich ein weiteres Krankheitssymptom an den Kastanien: hervorgerufen durch das Bakterium Pseudomonas syringae pv. aesculi (Pae).
Expert:innen vermuten, dass die Hälfte aller Kastanien bundesweit mit dem Bakterium infiziert ist. Betroffen sind sowohl Einzelbäume als auch Alleen. Im Norden Deutschlands scheint der Befall stärker zu sein. Auch in NRW sind viele Bäume betroffen. In Essen wurde fast die Hälfte der Kastanien entfernt. Es trifft sowohl junge Bäume im Alter zwischen fünf und 15 Jahren als auch alte Bestände mit großem Stammumfang. Alles deutet darauf hin, dass der jahrelange Befall durch die Kastanienminiermotte die Bäume geschwächt hat und ihre Abwehrkräfte durch weniger Energieeinlagerung minimiert sind. Altbäume widerstehen dem Erreger deutlich besser als Jungbäume, die häufig nach wenigen Jahren absterben.
Blutende Stellen und Risse am Hauptstamm, Laubaufhellung sowie teilweise kleinere Blätter deuten auf einen Befall durch das Bakterium hin. Die Ausbreitung der Bakterien führt zur Zerstörung des gesamten Gewebebereiches. In Norddeutschland kam es zusätzlich zu einem Befall mit dem Austernsaibling und dem Samtfußrübling, die durch Holzzersetzung endgültig zum Tod des Baumes führten. Die Übertragung findet meist durch Wurzelverwachsungen innerhalb einer Allee oder durch fehlende Hygiene bei Schnittwerkzeugen statt. Bakterien benötigen anders als Pilze Eintrittspforten in die Pflanzen. Dazu gehören mechanische Verletzungen oder Wachstumsrisse.
Da es kein Bekämpfungsmittel gibt, müssen die Rahmenbedingungen verbessert werden, damit sich die Bäume besser gegen den Befall wappnen können: Dazu gehören gut durchlüftete und frische Böden, ein ph-Wert zwischen 6,0 und 8,0 sowie die Desinfektion von Schnittwerkzeugen bei Pflegeschnitten.
In den Niederlanden wurden, wie oft bei Entdeckung einer neuen Gefahr, alle Alleenbäume gefällt, obwohl nur ein Teil befallen war. Heute bevorzugt man das Konzept, dass nur die befallenen Bäume entfernt werden, wenn sie die Verkehrssicherheit beeinträchtigen.
Momentan werden keine weiß- und rotblühenden Kastanien in den Städten gepflanzt. Die gelbblühende Art scheint gegen die Motte und das Bakterium resistent zu sein. Auch die Esskastanie wird gerne als Ersatz für die bisherigen Kastanienarten gepflanzt.
Um Ausfälle ganzer Alleen und Straßenzüge in Zukunft vermeiden zu können, wird für die Nachpflanzung über gemischte Alleen nachgedacht. Hoffnung besteht auch, in den natürlichen Wildpopulationen resistente Arten zu finden oder in Baumschulen genetische Resistenzen zu züchten.